Dienstag, 20. November 2018

Pitchfork (2016)

https://www.imdb.com/title/tt4985848/

Hunter (Brian Raetz) hat seiner Familie gerade ein wohlgehütetes Geheimnis offenbart, und kehrt nun, begleitet von einer Gruppe von Freunden, die ihm den Rücken stärken sollen, zum ersten Mal zur Farm seiner Eltern in Michigan zurück. Dort genießt die Gruppe von College-Studenten die frische Luft und das Leben auf dem Land und alles scheint gut zu sein. Doch da werden sie plötzlich von einem maskierten Killer mit Mistgabel-Hand attackiert, der einen nach dem anderen tötet...

Wenn man fair sein will, dann kommt man heutzutage nicht mehr umhin sich ehrlich einzugestehen, dass es zeitgenössische Slasherfilme eher schwer haben, selbst wenn es Ihnen nur darum geht, erst einmal von der eingeschworenen Horrorfilmgemeinde wahrgenommen zu werden. Das war einmal anders. In den achtziger Jahren wurde hemmungslos voneinander kopiert und die ewig-gleiche Formel maskierter (und manchmal sogar unsterblicher) Wahnsinniger, die Teenager meucheln, brachte trotz des Stumpfsinns Ikonen hervor, die bis heute nahezu unerreicht sind. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sollte nun das Subgenre des Slasherfilms wiederbelebt werden und man änderte die Formel etwas. Leider stand man damit vor einem neuen Problem, denn Nostalgie ist zwar schön und gut, jedoch holt man damit kaum neues Publikum vor den Bildschirm. Es kristallisieren sich zwar einige Perlen aus der Masse heraus, aber die bei den meisten Produktionen kann man davon ausgehen, dass sie recht schnell aus dem Gedächtnis des geneigten Publikums verbannt werden.

Produzenten, so hat man das Gefühl, gehen davon aus, dass das Subgenre "Slasher" auch ganz dringend einen Bösewicht erfordert, der ein Franchise tragen kann. Was dabei oft übersehen wird, ist, dass der Status eines Horrorsymbols nicht automatisch kommt, nur, weil ein verzweifelter Regisseur sich dies erhofft, oder wohlwollende Reviews dies schreiben. Es ist ein reiner Publikumspreis, für den die Macher Persönlichkeit und vor allem Kreativität brauchen. Und Persönlichkeit, gepaart mit Kreativität, hat "Pitchfork" nur knapp. Liest man die Inhaltsangabe oder schaut sich den Trailer an, dann scheint "Pitchfork" genau das zu liefern, was der allgemeine Eindruck wahrscheinlich erwartet: einen nahezu perfekten Bezugspunkt für das, was normalerweise bei Mikrobudget-Massaker-Filmen der Fall ist. Digital fotografiert. Laufzeit etwa 90 Minuten, die Crew besteht zum großen Teil aus Freunde und Familie, die Schauspieler agieren auf B-Movie-Niveau und optimistischer Ehrgeiz auf Seite der Kamera, ohne dass dieser Produktionswert mit der anderen übereinstimmt. Das klingt nun sehr abwertend, doch das soll es nicht. Das sind Realitäten, mit denen Low-Budget-Horror regelmäßig konfrontiert werden. Und die andere Realität, mit der "Pitchfork" konfrontiert wird, ist, dass sein besonderes Karussell aus Klischees zu halbherzig und zu uninteressant ist, um auch in der Independent-Sparte Fuß zu fassen.

Nach dem obligatorischen Prolog-Kill nimmt die Story in Form eines Party-Vans Fahrt auf und man sieht, wie der junge College-Junge "Hunter" (Brian Raetz) auf dem Weg nach Hause ist, um seine Eltern zu besuchen (und Ihnen noch ein - für den Zuschauer offensichtliches - Geheimnis zu offenbaren). Die Tatsache, dass Hunter homosexuell ist und dies den Großteil seines Lebens beeinflusste, führt zu einem der schlimmsten Dialoge, die möglicherweise jemals geschrieben wurden. Auf dem Höhepunkt wird Hunter versuchen, Pitchfork von seinen Freunden wegzuführen. Er sagt etwas in der Richtung "Ich kann rennen. Ich bin mein ganzes Leben vor Dingen davongerannt." - Ernsthaft? In den Tagen des Schreibens, Umschreibens und Arbeiten an diesem Skript erhielten die Autoren nie Feedback und sahen schließlich das Licht in dieser Textzeile? Ehrlich? Hilfe. Aber es sind ja auch noch weitere Freunde von Hunter an Bord, (jetzt kommen die Klischees) ein Brillentragender Nerd, ein lebhaftes, blondes Mädel, eine Sexbombe mit Strähnen im Haar, ein selbstsüchtiger Typ in Lederjacke, der Professor, Mary-Ann und so weiter, und so fort. Die große Hoffnung ist nun, den Zweiflern Nutzen zu bieten und anzunehmen, dass der Film mit diesen Klischees tatsächlich etwas Gutes anstellen könnte. Warum sonst würde ein Mädchen mit Jane Fonda-Aerobic-Ausrüstung ausgestattet werden, wenn man nicht augenzwinkernd in eine vergangenene Ära blickt? Abgesehen davon, dass "Pitchfork" eben nichts Kluges mit seinen Charakteren anstellt, gibt es auch ein paar wenige Lichtblicke. Der Film beschreitet jedoch keinen eindeutigen Weg. Das Drehbuch verlangsamt sogar den Film auf quälende Art und Weise, indem er Nebenhandlungen über den langjährigen Schwarm des guten Kerls herunterbetet und den Zuschauer damit schlicht langweilt. Innovation? Nein.

"Pitchfork" macht nichts aus dem Hauptcharakter Hunter oder mit einigen anderen "unerwarteten" Ereignissen, die aus der Gruppe der Teenager kommen und deswegen bereits kurz nach deren Einführung irrelevant werden. Sobald der Mörder aus den quicklebendigen Teens nach und nach blutüberströmte Leichen macht, ändert sich der Rhythmus des Streifens. Aber nicht zu sehr, um der Logik zuvor zu kommen, denn Charaktere, insbesondere diejenigen, die nur vorübergehend überleben, müssen eine unplausibel lange Zeit verschwinden und trotzdem geduldig warten, bis sie an der Reihe sind. In Horrorfilmen ist man eigentlich an schlechte Charakterentscheidungen gewöhnt. Es ist für den Kurs im Genre gleichgültig, aber das bedeutet nicht, dass man es mögen muss. Aber es gibt so viele missverständliche und lächerliche Entscheidungen der Figuren in "Pitchfork", dass man sehr früh den Kopf schütteltet und sich denkt: "Komm schon... wirklich?" Es wurde beispielsweise schon früh festgestellt, dass die Familienfarm, die das Zentrum der Geschichte ist, direkt an einer Straße liegt. Und dennoch - bei jeder Gelegenheit können die Figuren rennen und versuchen zu fliehen - sie ziehen es vor, tief in den Wald zu gehen. Was den Killer Pitchfork selbst angeht, so ist er kein besonders erinnerungswürdiger Killer. Sein Markenzeichen ist, dass er eine Heugabel an Stelle seiner linken Hand hat und eine Tierpelzmaske trägt. Und das ist bei weitem nicht genug Charakterisierung, um irgendwelches Symbolpotenzial zu erreichen. "Pitchfork" ist damit aber zumindest im Fokus und gut beleuchtet und würde sich als Durchschnitt erweisen, wenn er nicht für einen letzten Akt in unnötige Geschmacklosigkeit abgleiten würde. Das erzeugt nur sinnlosen Ekel und macht den Film in keinster Weise gruseliger. Es sind grobe Schocks, die als bedrohliche Mittel missbraucht werden.

Ansonsten bleibt "Pitchfork" mit viel Wohlwollen Mittelmaß, da trösten auch die reichlich blutigen Kills nur wenig. Inhalt: eine Familie von gestörten Hillbillies. Unnötig darüber zu diskutieren, wer hier mit wem schläft. Das ewig-gleiche Jammern der Opfer. "Warum tust du mir das aaaan?" Das ist nicht innovativ, das ist ein Wandeln auf ausgetretenen Pfaden, auch wenn ab und zu ein wenig Kreativität durchschimmert. Schade.

4,5/10

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