Donnerstag, 23. November 2017

Blood Simple. - Blood Simple: Eine mörderische Nacht (Director's Cut) (1984)

http://www.imdb.com/title/tt0086979/

Die Ehe mit dem reichen Barbesitzer Julian Marty (Dan Hedaya) ist für die attraktive Abby (Francis McDormand) eine Qual. Der misstrauische Kerl vertraut seiner Frau nicht, weswegen er den zwielichtigen Privatdetektiv Visser (M. Emmet Walsh) engagiert hat. Der liefert anschauliche Beweise: Ausgerechnet einer von Martys Angestellten, der Barkeeper Ray (John Getz), treibt es mit der Frau seines Chefs. Natürlich kann und will Marty das nicht auf sich sitzen lassen. Für 10.000 Dollar heuert er den Detektiv ein weiteres Mal an. Diesmal soll Visser statt mit einer Kamera mit einem Revolver bewaffnet in Rays Appartement einbrechen und das Pärchen im Schlaf ermorden. Doch Visser hat eigene Pläne und bringt stattdessen seinen Auftraggeber um. Nun sieht es so aus, als wären Abby und Ray die Schuldigen...

Man muss sie einfach mögen. Diese ruhigen, aber sorgfältig erzählten Krimi-Geschichten. 1984, irgendwo in der texanischen Pampa. Ein Rabe zieht einsam seine Kreise am Himmel. Ein Auto tuckert gemächlich die verlassene Landstrasse runter. Das Schild des schäbigen Motels hängt schief, an der Telefonzelle blättert langsam die Farbe ab und aus dem Autoradio des lokalen Senders erklingt ein längst vergessener Oldie. Man atmet ihn förmlich ein, den unterkühlten Pulsschlag der Provinz, weit weg von der Hektik der Metropolen. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Oder?

Nicht ganz. Denn wir befinden uns längst mittendrin im Spielfilmdebut der kongenialen Coen-Brüder Ethan und Joel, die mit dieser wertigen Hommage an den Film Noir den Grundstein für ihren bis heute anhaltenden Erfolg legten. Trotz relativ bescheidenem Bugdet kommt der interessierte Zuschauer bereits hier in den Genuss sämtlicher Elemente, welche die Werke der Coens auch später so sehenswert machen: rabenschwarzer Humor, ein intelligentes Storyboard, die unaufgeregte Erzählweise, leicht schrullige, skurrile aber liebens- oder (je nachdem) hassenswerte Charaktere, die zwar teilweise etwas überzeichnet daherkommen, in Stresssituationen aber glaubwürdig handeln und somit nie der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Und immer dann, wenn man sich auf der sicheren Seite fühlt, ja schon fast eine vermeintliche Länge im Film zu erkennen glaubt, boxt einem das Drehbuch mit einer unerwarteten Wendung eine dicke Faust in die Magengegend. Was als unspektakuläres Ehedrama beginnt entwickelt sich mehr und mehr zum nervenzerreissenden Psychothriller, bei dem die Protagonisten wie Schachfiguren verschoben werden und bald keiner keinem mehr trauen kann... Und obwohl das titelgebende Blut nicht gerade in Strömen fließt wird vor explitziter, aber stilsicher und psychologisch passend eingesetzter Gewaltdarstellung nicht zurückgeschreckt.

Den Coen-Brüdern gelingt gleich mit ihrem ersten Werk ein ganz großer Wurf, der beim Sundance Festival 1985 absolut zurecht mit dem Jury-Preis gekrönt wurde und der vor allem im leicht reduzierten und hier besprochenen Director's Cut von 1999 jeder mindestens einmal gesehen haben sollte. Nicht viele Regisseure schaffen es, mit ihrem Debüt schon einen Meilenstein zu setzen. Die Coens gehören zu den Wenigen, die dieses Ziel eindeutig und unumwunden erreicht haben.

8/10

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