Dienstag, 28. November 2017

The Dead Pool - Dirty Harry V: Das Todesspiel (1988)

http://www.imdb.com/title/tt0094963/

Inspektor "Dirty" Harry Callahan (Clint Eastwood) hasst nichts so sehr wie die so genannten Schönen und Reichen und ihren Lebensstil. Vor allem, da es seine Arbeit erschwert. Doch nach seinem zuletzt gelösten Fall muss er sich wohl oder übel mit der Oberschicht beschäftigen, denn ein kranker Psychopath hat eine fiktive Todesliste veröffentlicht, auf der viele Berühmtheiten, aber auch er selbst zu finden ist. Als der erste Kandidat der Aufzählung, der Rockstar Johnny Squares (Jim Carrey), umgebracht wird steigt auch das mediale Interesse an dem 'Spiel' und Callahan muss unter Zeitdruck die Verbindung zwischen den gelisteten Persönlichkeiten herstellen, um so die Hintermänner dingfest zu machen...

Clint Eastwoods letzter Auftritt im "Dirty Harry"-Franchise - damals 58 Jahre alt, erklärte er das Ende damit, dass er zu alt für die Rolle wird und es nicht mehr glaubwürdig wirkt. Man wünschte sich, dass viel andere ebendiese Einsicht auch hätten.

Das Gesetz, dass sich jeder Teil von den anderen abhebt, setzt sich fort. "Das Todesspiel" ist nach wie vor solide Unterhaltung mit einem kompromisslosen Charakter, der keine Gefangenen macht. Ähnlich wie in "The Enforcer" ist auch nach wie vor die simple und vorhersehbare Story der größte Schwachpunkt, wohl auch deswegen werden ein paar Nebengeschichten eingestreut, die mit der Haupthandlung gar nichts zu tun haben - leider nur Stangenware, die vor allem nach der Mitte Längen enthält, aber auch an manchen Stellen für Lacher sorgt. Jedoch ist Eastwood beim Schurkenaufräumen mit seinem unnachahmlich angewiderten "Dirty Harry"-Gesichtsausdruck unschlagbar.

Der Plot hat hier nur zwei Besonderheiten: zum einen der Cameo-Auftritt der Guns'n'Roses, die bei einer Beerdigung und Aufnahmen für einen Film von Horror-Regisseur Peter Swan (gespielt von Liam Neeson) erscheinen. Die Band hatte nur ein halbes Jahr vor dem Dreh zu "Dirty Harry V" ihr epochales erstes Album "Appetite For Destruction" herausgebracht, war aber noch weit vom späteren Kultstatus entfernt. Es spricht für die Macher, das Besondere in dieser Band erkannt zu haben, als der sog. Glam Metal noch dominierte, und den GnR-Hit "Welcome To The Jungle" mit einer starken Einlage von Jim Carrey als durchgeknallter Rockstar zu bringen.

Das andere Feature ist Eastwoods Verfolgung durch ein ferngesteuertes Spielzeugauto, das mit Sprengstoff bestückt ist - weit weniger beeindruckend, weil die recht ausgedehnte Sequenz überhaupt nicht glaubwürdig erscheint und damit die sonst realistisch gehaltene Krimireihe von allen anderen abhebt. Für den Plot langt das aber allemal. Dafür wartet aber eine der Nebenhandlungen mit einem richtigen Brüller auf. Die Postbotenszene im Knast ist natürlich der Knaller des gesamten Films. Das Finale einer Reihe mit vielen Höhen und Tiefen geht damit insgesamt zwar nicht mit einem Knall in die Filmanalen ein, aber Clint Eastwood als Harry Callahan ist immer einen Blick wert. Alles in allem somit ein würdiger Abschied von "Dirty Harry".

6,5/10

In den USA gibt es die komplette Kollektion in einer 5-Disc Ultimate Collector's Edition mit allen 5 Filmen auf Blu-ray, dem Replik von Callahans Polizeimarke, einem informativen Begleitbuch, das Ganze verpackt in 2 Digipaks in einer stabilen Box. Ein echter Blickfang und Schmuckstück. Natürlich auch mit deutschem Ton.

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

Sonntag, 26. November 2017

Underworld: Blood Wars (2016)

http://www.imdb.com/title/tt3717252/

Vampirkriegerin Selene (Kate Beckinsale) muss erkennen, dass sich die Welt gewandelt hat und das Geheimnis um die Existenz von Vampiren und Werwölfen gelüftet wurde, woraufhin die Menschen alles daran setzen, beide Seiten auszulöschen. Indes denkt der Anführer des Lykaner-Clans, Werwolf Marius (Tobias Menzies), selbst im Angesicht der gemeinsamen Bedrohung nicht an einen Frieden mit den Vampiren. Selene kehrt schließlich aufs Schlachtfeld zurück und muss sich gegen zahlreiche Angreifer aus den Reihen der Werwölfe zur Wehr setzen - aber auch einige verräterische Vampire sind der ausgezeichneten Kämpferin feindlich gesinnt. Dabei will Selene nur eins: Den ewig währenden Krieg gemeinsam mit David (Theo James) und dessen Vater Thomas (Charles Dance) endlich beenden, auch wenn sie dafür das ultimative Opfer bringen muss...

So merkwürdig das auch klingen mag, "Blood Wars" lebt davon, dass man hier wirklich gar nichts Relevantes mehr zu erzählen hat. Nach einem Intro, in dem das "Awakening"-Ende und der die Reihe mittlerweile meidende Scott Speedman über Bord geworfen werden, folgt eine 60-minütige Exposition und ein unbedeutendes, aber unterhaltsames Kammer- und Intrigenspiel.


Und - das kann man kaum anders sagen  -als "Game Of Thrones"-Fan hat man daran großen Spaß. Während der böse "Edmure Tully"/Marius mit seiner Werwolfhorde vor der Tür steht, streiten sich die Vampirfürsten "Tywin Lannister", "Randyll Tarly" und "Irene Adler" um den eisernen... ach nein - die Macht am Hof des Östlichen Ordens. Irgendwo dazwischen bewegt sich eine immer noch sehr sexy auftretende Kate Beckinsale, die hier allerdings gar nicht wirklich benötigt wird. Mehr Dialoge mit Charles Dance, James Faulkner und Lara Pulver wären da angebrachter gewesen. Stattdessen hetzt "Underworld: Blood Wars", der nunmehr fünfte Ableger des "Underworld"-Franchise von Scharmützel zu Scharmützel und vebindet diese durch etwas generischen Dialog. Immerhin sind die Kämpfe schön actionreich und auch blutig, sodass hier keine Langeweile aufkommt.


Doch irgendwann schickt "Tywin" dann seinen Sohn David (ganz gut: Theo James) und Selene in den eisigen und beeindruckend bebilderten Norden, wo sie eine Mauer erklimmen und im Nördlichen Vampirorden von Davids wahrer Abstammung erfahren: er ist der Erbe des Throns des Östlichen Ordens! Selen stirbt im Kampf gegen Werwolf Marius ("Edmure Tully") auf dem Eis, wird von den nördlichen Vampiren allerdings wiederbelebt. Zum Schluss kommt es im Östlichen Orden zum entscheidenden Kampf, in dem die Werwölfe von einer nun noch mächtigeren Selene und David mit seinem neuen übermächtigen Familienschwert bezwungen werden. Wie unfassbar vorhersehbar.

Eigentlich komplett nichtssagend und ziemlich mies, bewegt sich "Underworld: Blood Wars" dennoch irgendwo zwischen langweilig und unterhaltsam hin und her. Die Optik bleibt weiterhin ein Augenschmaus, einen schöneren Bildschirmschoner als diesen Film kann es daher gar nicht geben.

5,5/10 

Donnerstag, 23. November 2017

Blood Simple. - Blood Simple: Eine mörderische Nacht (Director's Cut) (1984)

http://www.imdb.com/title/tt0086979/

Die Ehe mit dem reichen Barbesitzer Julian Marty (Dan Hedaya) ist für die attraktive Abby (Francis McDormand) eine Qual. Der misstrauische Kerl vertraut seiner Frau nicht, weswegen er den zwielichtigen Privatdetektiv Visser (M. Emmet Walsh) engagiert hat. Der liefert anschauliche Beweise: Ausgerechnet einer von Martys Angestellten, der Barkeeper Ray (John Getz), treibt es mit der Frau seines Chefs. Natürlich kann und will Marty das nicht auf sich sitzen lassen. Für 10.000 Dollar heuert er den Detektiv ein weiteres Mal an. Diesmal soll Visser statt mit einer Kamera mit einem Revolver bewaffnet in Rays Appartement einbrechen und das Pärchen im Schlaf ermorden. Doch Visser hat eigene Pläne und bringt stattdessen seinen Auftraggeber um. Nun sieht es so aus, als wären Abby und Ray die Schuldigen...

Man muss sie einfach mögen. Diese ruhigen, aber sorgfältig erzählten Krimi-Geschichten. 1984, irgendwo in der texanischen Pampa. Ein Rabe zieht einsam seine Kreise am Himmel. Ein Auto tuckert gemächlich die verlassene Landstrasse runter. Das Schild des schäbigen Motels hängt schief, an der Telefonzelle blättert langsam die Farbe ab und aus dem Autoradio des lokalen Senders erklingt ein längst vergessener Oldie. Man atmet ihn förmlich ein, den unterkühlten Pulsschlag der Provinz, weit weg von der Hektik der Metropolen. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Oder?

Nicht ganz. Denn wir befinden uns längst mittendrin im Spielfilmdebut der kongenialen Coen-Brüder Ethan und Joel, die mit dieser wertigen Hommage an den Film Noir den Grundstein für ihren bis heute anhaltenden Erfolg legten. Trotz relativ bescheidenem Bugdet kommt der interessierte Zuschauer bereits hier in den Genuss sämtlicher Elemente, welche die Werke der Coens auch später so sehenswert machen: rabenschwarzer Humor, ein intelligentes Storyboard, die unaufgeregte Erzählweise, leicht schrullige, skurrile aber liebens- oder (je nachdem) hassenswerte Charaktere, die zwar teilweise etwas überzeichnet daherkommen, in Stresssituationen aber glaubwürdig handeln und somit nie der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Und immer dann, wenn man sich auf der sicheren Seite fühlt, ja schon fast eine vermeintliche Länge im Film zu erkennen glaubt, boxt einem das Drehbuch mit einer unerwarteten Wendung eine dicke Faust in die Magengegend. Was als unspektakuläres Ehedrama beginnt entwickelt sich mehr und mehr zum nervenzerreissenden Psychothriller, bei dem die Protagonisten wie Schachfiguren verschoben werden und bald keiner keinem mehr trauen kann... Und obwohl das titelgebende Blut nicht gerade in Strömen fließt wird vor explitziter, aber stilsicher und psychologisch passend eingesetzter Gewaltdarstellung nicht zurückgeschreckt.

Den Coen-Brüdern gelingt gleich mit ihrem ersten Werk ein ganz großer Wurf, der beim Sundance Festival 1985 absolut zurecht mit dem Jury-Preis gekrönt wurde und der vor allem im leicht reduzierten und hier besprochenen Director's Cut von 1999 jeder mindestens einmal gesehen haben sollte. Nicht viele Regisseure schaffen es, mit ihrem Debüt schon einen Meilenstein zu setzen. Die Coens gehören zu den Wenigen, die dieses Ziel eindeutig und unumwunden erreicht haben.

8/10

Dienstag, 21. November 2017

A Perfect Getaway (2009)

http://www.imdb.com/title/tt0971209/

Für Cliff (Steve Zahn) und Cydney (Milla Jovovich) steht die Hochzeitsreise an. Ein Abenteuer soll es werden, weswegen sie sich für die hawaiianische Wildnis entscheiden. Doch gleich am Anfang des Trips steht ein Schock: sie erfahren von einem anderen Paar in den Flitterwochen, das einem Killerpärchen zum Opfer fiel. Dann treffen Cliff und Cydney den bedrohlichen Kale (Chris Hemsworth) und seine flippige Freundin Cleo (Marley Shelton). Zum Glück tauchen gerade rechtzeitig auch noch der stämmige Nick (Timothy Olyphant) und seine nette Freundin Gina (Kiele Sanchez) auf. Cliff und Cyndey beschließen, von nun an gemeinsam mit den beiden lebenslustigen Abenteurern zu reisen. Doch nach und nach reift in Cliff der Verdacht, dass sie mit Killern unterwegs sind...

"A Perfect Getaway" ist der erste Film von Drehbuchautor und Regisseur David Twohy, der kein übernatürliches Thema bzw. Fantasy- oder Science Fiction Elemente beinhalted. Twohy weiß, wie man den Zuschauer gut unterhalten kann, egal ob mit oder ohne übernatürlichen Inhalt. Die Landschaft von Hawaii ist wirklich beeindruckend schön, so stellt man sich eine paradisische Insel vor. Eine perfekte Kulisse also für einen Abenteuerthriller. Die Filmmusik bleibt immer im Hintergrund und begleitet die Handlung angenehm zurückhaltend. Die sparsam eingesetzten, verzögerten Einstellungen oder zeitversetzten Schnitte vermitteln in bestimmten Szenen gekonnt das Gefühl von Dramatik. Mit den Schauspielern hat der Regisseur ebenfalls alles richtig gemacht.

Timothy Olyphants Figur Nick ist ein ein wenig selbstverliebter Exsoldat und Filmfreak, der außer der Geschichte wie er zu der Metallplatte in seinem Kopf gekommen ist, noch einige weitere abenteuerliche Geschichten auf Lager hat und diese am Liebsten in Form einer Verfilmung auf der großen Leinwand wieder sehen möchte. Kiele Sanchez wirkt herrlich natürlich, sie überzeugt sowohl in ruhigen als auch in actionlastigen Sequenzen, die Chemie zwischen ihr und Olyphant stimmt einfach. Milla Jovovich ist einfach cool und Steve Zahn darf hier zur Abwechslung mal wieder eine ernste Rolle spielen und er hatte sichtlich Freude daran, seinem üblichen Rollenklischee zu entfliehen.

Der Film bietet zwar kaum Neuerungen im Thrillergenre, doch ist sich Twohy dessen ziemlich bewusst und deshalb lässt er seine beiden männlichen Hauptcharaktere auch ständig über neue Drehbücher diskutieren, über mögliche Namen, Storyvarianten und unerwartete Endtwists. Ganz ohne Ironie darf eben auch ein an sich ernst gemeinter Film nicht auskommen. Der Twist am Ende ist dann auch nicht völlig unerwartet doch überzeugend in der Auflösung. Ein kleiner, feiner Thriller also, wirklich gut und gemacht; der Regisseur hat wirklich genau gewusst was er macht und man hat keinen Zweifel daran, dass dies ein völlig professionell gemachter Film ist. Die wunderschöne Kulisse und die sehr guten Darstellern runden den sehr positiven Eindruck noch zusätzlich ab und irgendwie ist das Gesamtprodukt echt sympathisch geworden.

7/10

Odd Thomas (2013)

http://www.imdb.com/title/tt1767354/

Auf den ersten Blick wirkt Odd Thomas (Anton Yelchin) wie ein ganz normaler junger Mann. Er ist Imbisskoch in einem Schnellrestaurant und verliebt in die hübsche Stormy (Addison Timlin). Doch Odd hat ein besondere Gabe: Er kann die sogenannten Bodachs sehen, Schattengestalten, die sich vom Unglück und Verderben der Menschen nähren. Besonders im Umfeld von Bösem tauchen die Kreaturen auf, bleiben jedoch für gewöhnliche Menschen unsichtbar. Odd kann nicht nur die Gestalten sehen, sondern auch mit den Geistern der Toten kommunizieren und schlimmes Unheil vorausahnen. Eines Tages betritt ein Mann das Restaurant, um den sich so viele Bodachs tummeln, wie Odd es noch nie zuvor gesehen hat. Er muss den Fremden mit der Aura des Bösen mit allen Mitteln aufhalten, bevor das Grauen seinen Lauf nimmt...

"Odd Thomas" basiert auf einem Roman des Schriftstellers Dean Koontz, der wie Stephen King vornehmlich im Horror-Genre zu Hause ist. Eine Portion Horror bietet auch die Verfilmung von Stephen Sommers, der die Romanvorlage aber durchweg locker und humorvoll umgesetzt hat. Hauptdarsteller Anton Yelchin macht als optischer Loser der eigentlich ein taffer Superheld ist eine gute und sympathische Figur, Addison Timlin als seine kecke Freundin ist sehr amüsant und wirklich sexy und Willem Dafoe soll in seiner etwas knappen Nebenrolle bestimmt nicht unabsichtlich an seinen Kultauftritt in "The Boondock Saints" erinnern (leider ohne Erfolg). Die audiovisuellen Einfälle sind toll, auch wenn die Effekte (wahrscheinlich budgetbedingt) in der Qualität oft schwanken.

Die Handlung, welche man auch bierernst hätte servieren können, wird immer wieder durch manchmal mehr, manchmal weniger gelungene bis hin zu unnötigen Gags und Sprüchen aufgelockert. Da wird unnötig überdreht, was einem leider oftmals aus den an sich atmosphärischen spannenden Grundton des Films rausreißt. Der Film ist eine ungewöhnliche Mischung aus Teenieromanze, Krimi und Horror/Mystery, was letztendlich auch das Problem des Streifens ist. Aufkommende Spannung und Dramatik wird zu oft durch lockere Dialoge im Keim erstickt. So weiß der Film zwar durchaus zu unterhalten, doch kann leider nicht richtig zu fesseln - abgesehen vom großen Finale, dass einen dann doch noch etwas umhaut. Aufgrund der sympathischen Figuren und der originellen Story bzw. deren filmischer Umsetzung kann man hier durchaus mal einen Blick riskieren. Es ist einfach eine spaßige, spannende, kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch.

6,5/10

Von NAMELESS Media kommt der Film in HD im auf 245 Stück limitierten Mediabook:  

Killing Them Softly (2012)

http://www.imdb.com/title/tt1764234/

Kleinganove Frankie (Scoot McNairy) und sein Kumpel, der heroinabhängige Russell (Ben Mendelsohn), haben keinen Cent mehr in der Tasche. Daher müssen sie schnell Geld auftreiben. Geschäftsmann Johnny Amato (Vincent Curatola) hat für die beiden auch schon einen Tipp parat: In New Orleans soll nämlich ein illegales High-Stakes-Pokerturnier stattfinden. Das lassen sich die beiden nicht zweimal sagen, schließlich könnten sie bei ihrem Raub den gesamten Preispool von 30.000 Dollar einsacken. Und siehe da, der Coup klappt. Veranstalter und Mafioso Markie Trattman (Ray Liotta), der früher selbst einen Raubüberfall erfolgreich durchzog, lässt diese Schmach nicht lange auf sich sitzen und engagiert über einen Mittelsmann (Richard Jenkins) umgehend den berüchtigten Auftragskiller Jackie Cogan (Brad Pitt) und dessen nicht weniger abgebrühten New Yorker Kollegen Mickey (James Gandolfini). Frankie und Russell müssen sich warm anziehen, denn die beiden Auftragskiller haben ihre ganz eigenen Methoden.

Viele würden gerne das können und machen was Quentin Tarantino kann – sprich, knallharte Gangsterstories bringen, diese durchsetzen mit Gewalt, Humor und interessanten Figuren. Oftmals floppen diese Filme weil man irgendwie Teile hinkriegt, aber nie das große Ganze. So auch in diesem Falle, wobei man wohl sagen muss, dass der Film auf einem Buch von 1974 fußt und sich wohl an die Vorgabe hält was insbesondere bedeutet: ein gegen Null gehendes Erzähltempo. Wer auf Action hofft hat sich den komplett falschen Film ausgesucht, wenngleich es eine harte Schlägerei und einige extreme Ballerszenen gibt.

Wer hingegen auf Dialoge steht, liegt schon etwas richtiger: hier werden episch lange Gespräche geführt, teilweise mit doch sehr gut gemachten, bissigen Dialogen und Momenten. Die Schwierigkeiten gehen aber letztlich wohl doch auf insbesondere zwei Dinge zurück: zum einen ist das gesamte Erzähltempo vollkommen gebremst und langsam so dass wohl nur Film Noir Freunde sich da reinfinden können, zum anderen wachsen einem die Figuren zu keinem Zeitpunkt wirklich ans Herz und man fiebert nicht mit. Brad Pitt kann zwar gar nicht schlecht sein, aber der zynische Anti-Held den er gibt, ist nicht gerade die Art von filmischem Typ mit dem man ein paar Filmstunden verbringen mag. Als nettes und vergnügliches Filmchen taugt dieser hier zu keiner Sekunde, als bemerkenswerte und harte Thrillerkost für etwas gehobenen Anspruch umso mehr.


"Killing Them Softly" ist daher ein guter Thriller, der durch die politische Ebene noch eine gute Portion Anspruch erhält. Das Drehbuch wurde ordentlich geschrieben, die Darsteller spielen hervorragend und die Figurenzeichnung ist soweit solide. Dazu gibt es eine sehr gute Inszenierung und eine schön düstere, pessimistische Atmosphäre. Nur sollte man sich eben auf viele Dialoge und wenig Highlights einstellen, denn ansonsten könnte man enttäuscht sein. Absolut kein Meisterwerk, aber ein interessanter und sehr sehenswerter Beitrag.

7/10

Superman II - Superman II: Allein gegen alle (1980)

http://www.imdb.com/title/tt0081573/

Für den Nachrichtenreporter Clark Kent (Christopher Reeve) beginnt der Tag wie fast jeder andere: Terroristen haben den Eiffelturm besetzt und drohen damit, Paris mit einer Wasserstoffbombe in die Luft zu jagen. Seine Kollegin Lois Lane (Margot Kidder) ist bereits vor Ort, um sich die Story zu sichern. Superman gelingt es die bereits scharfe Bombe weit ins All hinaus zu schießen. Was er nicht weiß: Durch die Kernexplosion werden die kryptonischen Kriminellen aus ihrem Gefängnis befreit. Zu allem Übel bricht auch noch Lex Luthor (Gene Hackman) mit Hilfe seiner Assistentin Mrs. Teschmacher (Valerie Perrine) aus der Strafvollzugsanstalt aus. Während Superman in seiner Festung der Einsamkeit seine Kräfte für die Frau, die er liebt, aufgibt, übernehmen die Schurken das Weiße Haus. Als er von den Entwicklungen erfährt, ist es bereits zu spät: Clark hat seine Kräfte aufgegeben und kann als Sterblicher nichts gegen die Superverbrecher ausrichten...

"Superman II" macvhte - trotz der "Back-2-Back"-Produktion mit Teil 1 eine recht holprige Entwicklung durch, bevor es 1980 zum Kinostart kam. Ursprünglich sollte der Film wie schon der Erstling von Richard Donner gedreht werden, der "Superman" und "Superman II" zu großen Teilen am Stück drehte. Als er dann den zweiten Teil fertig stellen sollte, kam es zum Bruch zwischen Donner und den Produzenten und Richard Lester übernahm Donners Posten. Die Produzenten wollten mehr Humor und weniger Drama und so wurde ein Großteil von Donners bereits gedrehtem Material entfernt und Lester drehte einiges an neuem Material.

Umso überraschender war es dann das das Endresultat was 1980 erschien bei weitem nicht so katastrophal war, wie das die Querelen hinter den Kulissen vermuten liessen. Im Gegenteil, "Superman II" ist ein würdiger Nachfolger und eines der besten Superhelden-Sequels überhaupt mit mehr Action, mehr Humor, mehr Comic Look, für die damalige Zeit grandiosen Effekten und großartigen Performances allen voran von Christopher Reeve (der sich mit der titelgebenden Rolle in "Superman II" entgültig unsterblich machte), Margot Kidder - und Terence Stamp. Stamp, welcher den kryptonischen Bösewicht Zod spielte war bereits kurz in Donners Film aufgetreten aber erst in "Superman II" erstrahlte er in vollem Glanze und Stamp war so großartig in der Rolle das sein Zod zu den ikonischsten Filmbösewichtern aller Zeiten wurde. Sein legendäres Zitat "Kneel before Zod" hat den Charakter seither definiert und fast jede nachfolgende Inkarnation in Comics und TV hat sich an Stamp's Darstellung des Genral Zod orientiert. Stamp kehrte viele Jahre später zum Superman Universum zurück (ebenso wie übrigens Chris Reeve und Margot Kidder) und verlieh in der TV-Serie Smallville dem "digitalen" Jor-El seine Stimme.

Die hier besprochene Kinofassung von "Superman II" ist bereits ein sehr guter Film, jedoch nicht die beste Fassung. Dieser Titel geht an Richard Donners Schnittfassung, die von diesem im Jahre 2006 unter dem Namen "Superman II: The Donner Cut" angefertigt wurde und von Fans jahrelang herbeigesehnt wurde.

Richard Lesters Kinofassung war (retrospketiv betrachtet) zu klamaukig, zu kleinkariert - immer noch sehenswert, aber deutlich weniger episch als der Vorgänger. Storytechnisch schließt der zweite Teil direkt an den ersten Teil an, was auch einfach eine gute Idee ist. Man merkt zwar, dass "Superman II" nicht mehr ganz die Klasse von "Superman" erreicht, aber als actionreiche und unterhaltsame Comicverfilmung prima funktioniert. Bei der Inszenierung wurde nocheinmal ein gutes Stück draufgepackt. Viel Action und gute Special Effects lassen "Superman II" viel gewaltiger wirken. Besonders der Kampf zwischen Superman gegen Zod und seinen zwei Gefolgsleuten ist überragend inszeniert; das kryptonischen Verbrechertrio gefallen als Antagonisten und sorgen für ein paar der besten Szenen im Film. Besonders wenn sie die Erde immer als Planet Houston bezeichnen muss man irgendwie schmunzeln. Gene Hackman chargiert in seiner Rolle als Lex Luthor noch mehr als im ersten Teil mit dem Mix aus überheblichem Charme und Kaltblütigkeit. Und Margot Kidder spielt wieder frech und hat einige gute Lacher als Lois Lane. Abgerundet wird das ganze von einem wundervollen Score (der leider aus Kostengründen nicht mehr von John Williams stammt, sich aber dessen Vorlage zum Glück annimmt).

"Superman II" ist perfekte Superhelden-Unterhaltung die den großartigen Vorgänger in Nichts nachsteht. Charme, ein tolles Setting, gute Musik, gute Effekte, sowie eine perfekt besetzte Darstellerriege machen "Superman II" zu einem gelungenen Sequel, welches eindrucksvoll aufzeigt, wie man ein großartiges Original würdig fortsetzen kann.

8/10 

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

 

Montag, 20. November 2017

Red Scorpion (1988)

http://www.imdb.com/title/tt0098180/

Im afrikanischen Mombaka ist der Teufel los, denn Ango Sundata (Ruben Nthodi), der Anführer der Aufständischen, treibt die russischen und kubanischen Besatzer langsam aber sicher zur Verzweiflung. Mit geschickten Aktionen setzt er dem Feind so stark zu, dass dieser die Geduld verliert und Sundata aus dem Weg räumen lassen will. Der Top-Agent Nikolai Garunjevich Rachienko (Dolph Lundgren) soll die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, Sundata zu töten. Als vermeintlicher Unterstützer der Aufständischen erschleicht sich Nikolai das Vertrauen der Rebellen, indem er den inhaftierten Kallunda Kintash (Al White) aus der Gefangenschaft befreit. Jetzt scheint der Weg geebnet zu sein, um den Auftrag erfolgreich durchführen zu können, aber die Umstände spielen Nikolai übel mit. Plötzlich wird er von den eigenen Leuten mit dem Tod bedroht und muss eine folgenschwere Entscheidung treffen...

Ohne jeglichen Zweifel ist "Red Scorpion" wohl einer der besen Filme mit Dolph Lundgren. Er selber boykottierte später den Film und die Anti-Apartheid-Organisation "Artists and Athletes Against Apartheid " verurteilte die Produktion, weil sie darin einen Verstoß gegen das anti-südafrikanische Embargo sah. Craig Williamson, ehemaliger Major der südafrikanischen Polizei, half bei den Dreharbeiten. Der US-amerikanische Produzent Jack Abramoff war gleichzeitig Leiter der anti-kommunistischen Lobbyorganisation International Freedom Foundation (IFF), die 1986 in Washington, D.C. gegründet worden war und laut Williamson "ein Instrument der politischen Kriegsführung gegen die Feinde der Apartheid" sein sollte. Williamson war für die IFF in Südafrika verantwortlich. Darüber hinaus gab es aber noch weitere Schlagzeilen. Das ursprünglich angedachte Swasiland erteilte keine Drehgenehmigung, sodass man nach Namibia ausweichen musste. Zu dieser Zeit war Namibia als Südwestafrika vom südafrikanischen Apartheidregime fremdverwaltet und Haupgeldgeber Warner Bros. zog sich daher aus der Produktion zurück.

Der Film selber ist ein Ableger von "Rambo", ähnlich wie auch "Phantom Kommando", "Missing In Action" und letztlich Vorbild für "The Expendables". Joseph Zito, der Regisseur von "Red Scorpion", zog sich nach diesem Film vom Mainstream-Kino zurück und die Produzenten des Films kritisierten Zito weil er den Film zu blutig gemacht hat. Was jedoch die Produzenten kritisierten war für die Fans ein Fest. Der Schwede als Russe - das passt irgendwie. Lundgrens Darstellung ist maschinenartig und steif - wie man es von einer muskelbepackten One-Man-Army aber auch erwarten würde. Die andern Darsteller sind zwar vernachlässigbar, spielen ihre Rollen aber gut. Vor allem M. Emmet Walsh ist zu erwähnen, der den nötigen Humor in den Film bringt. Etwas albern bis kitschig mutet es an, wenn der durch einen Skorpionstich vor sich hin darbende Rachenko von einem freundlichen Buschmann gerettet und auf den Pfad des Gerechten geführt wird. Aber die Läuterung muss nun mal irgendwie begründet werden. Wenn Rachenko nach seiner Genesung als Ein-Mann-Armee gegen die Besatzungs-Übermacht antritt, wächst kein Gras mehr. Das ist ebenso brachiale wie explosive 80er-Action, nach der sich Actionfans heute oft zurücksehnen.

7/10

Von NAMELESS Media kommt der Film erstmalig ungeschnitten/unrated in vollständiger deutscher Synchronisation und restauriert in HD im auf 400 Stück limitierten Mediabook:

Kinjite: Forbidden Subjects - Kinjite - Tödliches Tabu (1989)

http://www.imdb.com/title/tt0097670/

In Japan sind gewisse Themen tabu - Prostitution, Drogen, Gewalt. Mit genau diesen Dingen hat der L.A.-Cop Crowe jeden Tag zu tun - und er merkt, dass er inzwischen fast genauso brutal ist wie die Verbrecher, die er jagt. Als seine hübsche Tochter von einem unbekannten Japaner im Bus sexuell belästigt wird, bekommt Crowe einen Hass auf sämtliche Asiaten. Und ausgerechnet er soll die spurlos verschwundene Tochter eines japanischen Geschäftsmannes wiederfinden. Crowe ahnt, dass der fiese, gewissenlose Zuhälter Duke, der sich auf junge Mädchen "spezialisiert" hat, dahintersteckt. Crowe und Duke liefern sich einen gnadenlosen Kampf...

Die letzte Regiearbeit von J. Lee Thompson. Charles Bronson und er arbeiteten in der Vergangenheit oft zusammen, warum die Karriere von Thompson hier auf einmal abriss ist ungeklärt. In "Kinjite" hauen die beiden aber auch nur mäßig auf den Putz, denn man braucht hier keinen Actioner zu erwarten, viel mehr einen Thriller mit ein paar Actioneinlagen. "Kinjite" ist aber kein schlechter Beitrag der Cannon Schmiede, ausgestattet mit einem guten Budget, welches man dem Film auch immer ansieht. Die Story macht etwas mehr her, als es zunächst den Anschein hat. Thompson nimmt sich hier für die Charaktere viel zu viel Zeit. Manch einem mag er so Sympathie und Tiefe verleihen, aber insgesamt bremst es das Tempo von "Kinjite" arg aus und macht den Film zu dialoglastig. Die Anspielungen auf die Kinderprostitution bringt er aber tatsächlich gut herüber und übertreibt es nie. Diverse Erotikszenen gibt es nur wenige zu sehen, aber einige wenige Momente haben schon Intensität.

Die Stadt bei Nacht spiegelt noch einmal das typische 80er Jahre Antlitz wieder. Der Score ist fetzig und rau, nicht abwechslungsreich, aber stimmig. Schon allein an der Titelmelodie lässt sich gleich feststellen, dass man sich in den 80er Jahren befindet. Mit der Action hält man sich zu stark zurück. Ein paar kleine Keilereien im Old School Stil, nett anzusehen, aber viel zu kurz, ansonsten geht es nur im Finale nochmal richtig rund. Da gibt es einen Shootout und ein paar Explosionen, nicht sonderlich spektakulär, aber handwerklich sauber inszeniert. Bronsons Stil kann auch hier gut gefallen. Für Bronson ist die Verkörperung des harten Cops schon Routine. Gewohnt brutal, aber doch sympathisch gibt er den Lt. Crowe, für sein Alter immer noch in sehr guter Verfassung. Juan Fernandez passt perfekt in die Rolle des schmierigen Zuhälters und auch die restlichen Darsteller geben keinen Grund zur Klage.

"Kinjite" ist eben ein sehr solider Beitrag mit glitzernder Kulisse und fetzigem Score. Die Story geht in Ordnung, doch Thompson verzettelt sich zu tief in der Charakterisierung und in Dialogen. Das Tempo ist daher manchmal eher schleppend. Die Action ist handwerklich sehr gut, nur immer zu schnell geklärt und obendrauf ist zu wenig davon vorhanden. Die Darsteller sind okay. Immer noch gut anzusehen, um nochmal so richtig in den 80er Jahren zu schwelgen.

6,5/10

Von NSM Records kommt der Film hierzulande ungeschnitten und in HD im auf 222 Stück limitierten Mediabook:

Superman (1978)

http://www.imdb.com/title/tt0078346/

Der Planet Krypton steht kurz vor dem Untergang. Jor-El (Marlon Brando) schickt seinen Sohn Kal-El deshalb in einem Raumschiff in die Weiten des Alls. Viele Jahre vergehen, ehe der Junge auf der Erde landet und von dem Farmerpaar Kent unter dem Namen Clark aufgezogen wird. Nach dem Tod seines Adoptivvaters zieht der erwachsen gewordene Clark Kent (Christopher Reeve) in das nahe gelegene Metropolis, wo er als schüchterner Reporter beim Daily Planet arbeitet. Dort verliebt er sich in seine hektisch-extrovertierte Kollegin Lois Lane (Margot Kidder). Gleichzeitig nutzt er seine übermenschlichen Kräfte, um als Superman Gutes zu tun und Verbrechen zu bekämpfen. Schon bald bekommt er es mit dem Schwerverbrecher Lex Luthor (Gene Hackman) zu tun. Der heckt einen perfiden Plan aus, um den Wert seines zuvor erstandenen Landes zu erhöhen...

Ein echter Klassiker und im Grunde der Anfang/Prototyp der Blockbuster-Comicverfilmungen. Mit dem Film "Superman" aus dem Jahre 1978 begann langsam der weltweite Siegeszug der großen Blockbusterfilme aus Hollywood. Erstmals wurde die komplette Geschichte Supermans - von seiner Geburt auf Krypton, seiner Jugend in Smallville, seiner Anfänge beim 'Daily Planet', sowie die Beziehung zu einer gewissen Lois Lane, bis hin zum ersten Konflikt mit seinem Erzschurken Lex Luthor, welcher hier mit scheinbar viel Spielfreude von Gene Hackman hervorragend dargestellt wurde - auf die große Leinwand gebracht. Herrlich unkompliziert erzählt im Charme und Stil der späten 70er Jahre. "Superman" - heroisch, freundlich, hilfsbereit, warmherzig.

Und damit tut es einfach gut, den Film anzuschauen, weil er einfach nur Freude vermitteln und unterhalten will, dass er sich dabei noch eng an die Comicvorlage(n) hält, weiß zusätzlich zu gefallen. Ein Superheld ohne Depressionen, der normal tickt und es noch dazu echt cool findet ein Superheld zu sein. Diese unbekümmerte Leichtigkeit in der Präsentation des menschlichen Alltags mit all seinen Widrigkeiten den Richard Donner dem Zuschauer fast schon liebevoll serviert und mitten drin Superman, der dabei hilft, einfach etwas klarer zu sehen, Bedrohungen abzuwenden, der beschützt, Mut macht und Hoffnung gibt - das ist die innere Sehnsucht, die die Menschen beschwingt und das vermittelt der Film und ist wohl genau deshalb so überaus symphatisch. Hier darf Superman noch Held sein, ohne Selbstzweifel, ohne Psychoproblem, ohne Depression. Natürlich merkt man dem Film das Alter an, gerade was die Spezial-Effekte betrifft, aber wie soll es anders sein? Für 1978 ist das mehr als nur gut umgesetzt, es grenzt an Genialität angesichts Vorstellungskraft und Umsetzung. Aber dies ist nicht der Kern der Sache. Es ist die Art, wie der Film erzählt wird. Mit viel Wärme, Gefühl, Liebe und die exakt richtigen Dosis Humor. Und, das sollte man nicht vergessen, nie wurde Superman besser dargestellt – weder vorher noch nachher – als von Christopher Reeve. "Superman" war die Rolle seines Lebens und er spielte sie mit so viel Authentizität und Hingabe wie kein anderer. Er hat der Figur Leben und Seele eingehaucht.

Und natürlich muss auch John Williams erwähnt werden. Er hat um Superman herum den wohl beeindruckendsten Score der Filmgeschichte geschaffen und verleiht dem Film damit eine ungeheure Wucht und Einzigartigkeit. "Superman" ist zweifellos ein Meilenstein in der Filmgeschichte. Er wird in seiner Einzigartigkeit unangefochten bleiben. Nach ihm gab es leider keine besseren "Superman"-Filme mehr. Bryan Singer und Zack Snyder haben eine Neuauflage zwar versucht, sind aber kläglich gescheitert, wobei man bei Singers Variante wenigstens noch Bemühungen erkennt, dem Original in irgendeiner Form gerecht zu werden. "Superman" lieferte Fan-Service in Reinform und brachte darüber hinaus Schlagzeilen. Marlon Brando erhielt aufgrund seiner Darstellung des Jor-El einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als bestbezahlter Nebendarsteller der Welt, Kirk Alyn und Noel Neill, die ersten Filmdarsteller von Superman und Lois Lane, übernahmen im Film eine Gastrolle als Eltern von Lois Lane. "Superman" beginnt mit einer fünf Minuten langen Titelsequenz, in der ausschließlich Texteinblendungen von Cast und Crew, begleitet von John Williams' Filmmusik, präsentiert werden, was es so noch nie gab und "Superman" wurde nicht nur gleichzeitig mit dem Großteil der Fortsetzung "Superman II: Allein gegen alle" gedreht, sondern war auch bereits vor Drehbeginn als sog. Amphibienfilm mit verschiedenen Kino- und TV-Fassungen konzipiert. Damit wurde weitaus mehr Material als in der hier besprochenen 142-minütigen-Kinofassung oder im 151-minütigen Director's Cut gedreht. Es existieren Fernsehfassungen, die über 180 Minuten lang sind und oft an zwei Abenden hintereinander gezeigt werden, in dieser Langfassung aber noch nicht auf Deutsch synchronisiert wurden. Die TV-Langfassung wurde bisher auch in den USA nicht für den Heimkinomarkt veröffentlicht.

9/10 

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

 

Donnerstag, 16. November 2017

Hounds Of Love (2016)

http://www.imdb.com/title/tt3896738/

Teenagerin Vicki Maloney (Ashleigh Cummings) ist im suburbanen Perth im Jahr 1987 gerade dabei, sich von ihren Eltern abzunabeln. Zwar meinen es Vater Trevor (Damian De Montemas) und Mutter Maggie (Susie Porter) gut mit ihr, doch zurzeit sind die beiden Parteien einfach inkompatibel. Als Vicki sich eines Nachts davonschleicht, um eine Party zu besuchen, fällt sie jedoch dem Ehepaar White in die Hände. John (Stephen Curry) und Evelyn (Emma Booth) haben inzwischen eine perfide Routine entwickelt, wenn es darum geht, Menschen zu entführen, zu foltern und zu töten. Als ihr nächstes Opfer haben sie Vicki auserkoren. Die merkt jedoch bald, dass sie möglicherweise noch eine Chance hat, lebend aus der ausweglos scheinenden Situation zu entkommen - denn die Beziehung der Whites steht auf wackligen Beinen und Vicki glaubt zu erkennen, wo sie ansetzen muss, um einen Keil zwischen Emily und John zu treiben...

Wann wird ein Horrorfilm oder Psychothriller wirklich beängstigend oder ernsthaft beklemmend? Richtig: wenn er dem Zuschauer das Gefühl vermitteln kann, dass er seine dargebotenen Abscheulichkeiten keine Fiktion sind. Dass diese genau so passiert sind, es jederzeit werden könnten oder irgendwo auf der Welt gerade jetzt stattfinden. Und womöglich erst an Tageslicht kommen, wenn es längst zu spät es. Für die unmittelbar Beteiligten in jedem Fall. So ein unangenehmer Streifen ist auch "Hounds Of Love", das Spielfilmdebüt des 1982 geborenen Regisseurs und Drehbuchautors Ben Young. Ein Serienkiller-Schauerstück aus dem White-Trash-Milieu, das sich nahtlos in die Reihe der äußerst sehenswerten, australischen Genre-Filme dieser Gattung der letzten Jahre einreiht (u.a. "Die Morde von Snowtown"). Der Film basiert auf den Morden des australischen Ehepaars David und Katherine Birnie.

Ben Young überrascht mit einer stilistisch einwandfreien Inszenierung, deren ästhetische Gewandtheit (speziell die eindringliche und dumpf pochende Soundkulisse ist exzellent) und das Gefühl für unnachgiebige, konsequent-zermürbende Schonungslosigkeit weit über das übliche Maß von B-Movie-Futter hinausgeht. Reißerisch wird "Hounds Of Love" nie, bedient keine voyeuristische oder sadistische Bedürfnisbefriedigung, obgleich er sein Publikum nicht schont oder in irgendeiner Form gewillt ist, seine Geschehnisse zu verharmlosen, was natürlich auch absolut unangebracht wäre. Das Martyrium der entführten Schülerin geht tief unter die Haut, ergötzt sich aber nicht an explizit zur Schau gestellten Gräueltaten. Was er bereit ist zu zeigen reicht schon vollkommen aus, um die gesamte Grausamkeit, Hoffnungslosigkeit und das besonders ekelhafte Gefühl des Ausgeliefertseins in jeder quälenden Minute unbequem auf den Punkt zu bringen. Damit wäre der Film schon definitiv ordentlich als schlichter Genre-Beitrag, aber Ben Young ist es eben nicht daran gelegen, nur so etwas zu machen.

Vielmehr ist "Hounds Of Love" ein abgründiges Psychodrama, das Platz für mehr als eine Opferrolle bereitstellt. Schon früh kristallisiert sich heraus, dass hier der "Spaß" eher einseitiger Natur ist, während die andere Hälfte selbst in einem Abhängigkeitsverhältnis steht. Eigentlich ist die Mittäterin nicht mehr als ein perfides, aufgrund seiner Wehrlosigkeit und emotionalen Fragilität herangezüchtete Langzeit-Opfer, dem lediglich eine besondere Stellung zu Teil wird. Gefangen auf Lebenszeit, anstatt nach Gebrauch im Wald verscharrt. Offensichtlich, dennoch nicht ungeschickt arbeitet sich "Hounds Of Love" durch diese brutale Prämisse, ist dabei mitunter, aufgrund der Klarheit etwas zu geduldig, dafür wahnsinnig intensiv, mit dem Mut zur inneren und äußeren Hässlichkeit hingebungsvoll gespielt. Verblüfft nicht unbedingt durch das Was, überzeugt dafür extrem durch das Wie. Markant inszeniert, von knüppelharter Kompromisslosigkeit in Schlüsselmomenten und generell ein echter Downer aus Down Under, der für weitere Arbeiten dieses mutmaßlich sehr talentierten, noch relativ jungen Filmemachers erhöhte Aufmerksamkeit generieren sollte. Ein echt starkes Debüt.

7/10

Von INDEED FILM erschien der Film im "2 Disc Limited Uncut Mediabook".

Cutthroat Island - Die Piratenbraut (1995)

http://www.imdb.com/title/tt0112760/

Die Freibeuterin Morgan Adams (Geena Davis) und ihre Begleiter liefern sich einen Wettlauf mit dem Piratenkapitän Douglas „Dawg“ Brown (Frank Langella), dem Mann, der ihren Vater 'Black Harry' (Harris Yulin) auf dem Gewissen hat und gleichzeitig ihr Onkel ist. Das Ziel: die Insel Cutthroat Island, auf der ein sagenhafter Schatz liegen soll. Das Problem ist, dass zwar die Insel als Versteck des Goldvermögens bekannt ist, aber der genaue Standort auf dem Eiland wird durch mehrere Karten gekennzeichnet. Morgan Adams besitzt zunächst nur eine der drei Karten. Sie setzt natürlich alles daran, um die übrigen Teile ebenfalls in ihren Besitz zu bekommen. Brown, der auch ein Kartenstück sein eigen nennt verfolgt das gleiche Ziel. Mit Raffinesse und Kampfgeist liefern sich Morgan und Brown ein Duell um den Reichtum. Dabei sind sie aber auch nicht ganz alleine....

Knapp 10 Jahre zu früh kam diese Großproduktion in die Kinos und floppte gnadenlos. Doch Regisseur Renny Harlins fast schon klassischer Piratenfilm ist nicht so schlecht, wie er vielerorts gemacht wird. Der Streifen beweist in seinen 124 Minuten Laufzeit durchaus großen Unterhaltungswert, angenehme Schauspieler, handgemachte Action und eine solide Abenteuer-Story. Zudem besitzt er wohl den beeindruckensten Score von Komponist John Debney, der je von ihm geschrieben wurde. Auch die weitgehend unbekannte Schauspieler machen ihre Sache gut. Geena Davis mit ihrem breiten Grinsen und ihren süßen Sommersprossen. Frank Langella, der keine großartige Maske benötigt, um wirklich bösartig zu wirken, Matthew Modine, der als jugendlicher Held überzeugend wirkt und seine Rolle als Intellektueller mühelos verkörpert. Das kleine Äffchen sorgt immer wieder für Schmunzler oder Lacher - die Tierdressur hat in diesem Fall ganze Arbeit geleistet und auch die Muränen werden effektvoll eingesetzt und sorgen auch ohne großartige CGI für angenehmes Schaudern. Die Dialoge haben Witz, der tolpatschige Leutnant Trotter und sein blass geschminkter Chef sind Rollenvorbilder, wie sie sich später im Kassenknüller "Fluch der Karibik" ähnlich wieder finden. Und die zeitgemäß männerfeindlichen Gags, verkörpert von einer auch im wirklichen Leben sehr smarten und für die Frauenrechte eintretenden Hauptdarstellerin sind ein kleines Extra.

Brachiale Schlägereien, geschickt inszenierte Stunts, grandiose Außenaufnahmen, die Kostümabteilung leistet ganze Arbeit (auch wenn teilweise die Anschlüsse der Hauptdarsteller nicht stimmen, die in sauberen Hosen an der Insel angespült werden oder scheinbar einen Schrankkoffer voller Kleidung mit auf die Schatzinsel nehmen). Und nach der dritten Wiederholung fällt auch auf, dass die Filmkulissen ausnahmslos in gewaltigen Explosionen zerlegt werden, damit man die dort investierten Produktionskosten auch in Flammen aufgehen sieht. "Cutthroat Island" könnte man demnach auch als "Guilty Pleasure" bezeichnen, denn die benötigten Zutaten hat der Film auf jeden Fall. Trotzdem muss man sagen, dass es Harlin damals nur gut gemeint hat, als er dieses längst verschwundene Genre wieder in Gang bringen wollte. Denn dieser Film ist mehr Piratenfilm als die gesamte "Fluch der Karibik"-Reihe. Es ist irgendwie etwas schade, dass erst eine großangelegte Disney-Attraktion dieses tolle Genre erst wiederbelebte. "Cutthroat Island" ist also durchaus einen Besuch wert. Handgemachtes und richtig schön altmodisches Abenteuerkino, im Gewand eines 90er Jahre Blockbusters. Dass das Publikum zu dieser Zeit einfach vollkommen uninteressiert an dem Gerne des Piratenfilms war, könnte man als "schlechtes Timing" bezeichnen, welches dem Film (und dem Studio) den Rest gab.

7,5/10

"Die Piratenbraut" ging als gigantischer finanzieller Misserfolg in die Kinogeschichte ein. Eine Zeit lang galt er laut Guinness-Buch der Rekorde als größter kommerzieller Flop des Filmgeschäfts. Bei geschätzten Produktionskosten von etwa 115 Millionen US-Dollar spielte der Streifen mit knapp 10 Millionen US-Dollar nur ungefähr zehn Prozent der Ausgaben ein. Diese Pleite war gleichzeitig der Anfang vom Ende des Produktionsunternehmens Carolco Pictures, das viele erfolgreiche Streifen wie "Red Heat", "Terminator 2: Judgment Day" oder "Total Recall - Die totale Erinnerung" in Auftrag gegeben hatte. Durch den Flop mit "Die Piratenbraut" ging Carolco in Insolvenz.

Von STUDIOCANAL erschien der Film nun weltweit erstmalig in HD im limitierten Mediabook.