Sonntag, 2. Juli 2017

The Editor (2014)

http://www.imdb.com/title/tt3067274/

Rey Ciso (Adam Brooks) war früher der beste Film-Cutter weit und breit, doch ein tragischer Unfall im Schneideraum, bei dem er vier Finger verlor, bereite seinem Erfolg ein Ende. Mit seinen hölzernen Fingerprothesen ist er seitdem gezwungen, sich mit dem Schneiden billiger Trash-Filme über Wasser zu halten. Doch sein trister Alltag wird von einem Tag auf den anderen wesentlich aufregender, als mehrere Darsteller seines neuesten Projekts auf brutale Weise das Zeitliche segnen. Da den Opfern genau die Finger abgetrennt wurden, die auch Rey fehlen, rückt der Cutter schnell als Hauptverdächtiger ins Zentrum der Ermittlungen. Der versucht daraufhin, seine Unschuld zu beweisen, zweifelt aber zunehmend an seinem eigenen Verstand. Könnte er vielleicht tatsächlich etwas mit den Morden zu tun haben?

Astron-6 hat mal wieder zugeschlagen. Die kanadische Independent-Filmschmiede, welche für schmuddelige Low-Budget-80s-Trash-Hommagen/Parodien bekannt ist, hat sich für "The Editor" am Giallo vergriffen. Die Regisseure Adam Brooks und Metthew Kennedy nehmen dabei die Uneinigkeit des Giallos in seiner Identitätssuche auf die Schippe, da das Genre einst zur internationalen Vermarktung unfreiwillig schizophrene Kulturverständnisse darstellte und alsbald ein Labyrinth an Einflüssen und Botschaften wurde.

Und "The Editor" ist auch eine seltsam bekannt-vorkommende Mischung aus Parodie, Kopie und Hommage eben eines ziemlich spaßigen Giallo-Revivals. Er vereint genau die Art tumb-skurrile Figuren mit krassgreller Ästhetik, die so ein Konzept erwarten lässt. Dabei hat der Film am Anfang noch jede Menge Pfeffer, wenn zwischen 'behind-the -scenes'-Aufnahmen und realer Mordserie die Meta-Ebenen nur so flattern. Irgendwann nudelt er sich aber stark in seiner Redundanz ab und man würde lügen, würde man behaupten keine der Szenen hätte einen hart genervt. Vor allem in einer übertrieben-grellen Art der Schauspielerei findet man so entweder seinen heiligen Gral oder aber vollkommenes Desinteresse. Natürlich gehört solches Overacting irgendwie zum Giallo-genre dazu, hier aber wirkt es überbordernd und ab einem gewissen Punkt schlicht 'too much'.

Aber die typische Gewaltästhetik lässt sich hier ebenso finden wie ein nett verschlungener Plot, der massenweise Figuren umrahmen kann, bis es im Endspurt dann lediglich ein bisschen zerfranst. Zitiert wird hier sowieso in einer Tour, was aber nie zur Selbstbeweihräucherung führt und unterhalten kann der Film überdies auch, selbst wenn man von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Das alles ein wenig lang ist und deshalb vieles doppelt erzählt wird, kann man dem Film genauso verzeihen wie manche zu übertriebene Albernheit. Denn wer mal wieder Bock auf etwas neuere Giallo-Bilder und straighten Thriller-Plot hat, aber nicht zum dutzendsten Mal die Mario Bava-Box öffnen will, der ist hier gar nicht so falsch beraten. Und bekommt zudem bestimmt doch noch etwas  Bock auf die alten Italo-Teile.

6,5/10

"Pierrot Le Fou UNCUT #9", so lautet der Editionsname des limitierten Mediabooks, welches den Film in der ungeschnittenen Fassung enthält:


Quellen
Inhaltsangabe: Pierrot Le Fou

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