Dienstag, 16. August 2016

Ben Hur (1959)

http://www.imdb.com/title/tt0052618/

Der israelitische Prinz Ben Hur (Charlton Heston) freut sich seinen alten Freund Messala (Stephen Boyd) wiederzusehen. Dieser ist römischer Tribun, und so haben beide - trotz ihrer langjährigen Freundschaft - unterschiedliche politische Meinungen. Als während der Willkommensparade ein herabfallender Stein von Ben Hurs Haus Messala fast erschlägt, verdammt der Tribun Ben Hur zu den Galeeren und seine Mutter Miriam (Martha Scott) und Schwester Tirzah (Cathy O'Donnell) lässt er ins Gefängnis werfen. Denn Messala glaubt, das sein alter Freund Ben Hur ein Verschwörer ist, der einen Anschlag auf sein Leben durchführen ließ. Ben Hur erträgt das harte Schicksal auf den Galeeren mit unbändigem Willen und körperlicher Kraft. Außerdem hält ihn ein Ziel am Leben: Er schwört Rache an Messala, der ihn zu Unrecht bestraft hat.

"Ben Hur" ist Gigantismus, wie man ihn heute nicht mehr auf der Leinwand zu sehen bekommt. Er erhielt 11 Oscars und wartete mit über 300 Sprechrollen und 50.000 Komparsen auf, hatte eine Drehzeit von über 2 Jahren und kostete für 1959er Verhältnisse wahnwitzige 15,9 Millionen US-Dollar - aber die Einspielergebnisse haben die damals etwas vor sich hin kränkelnden MGM-Studios fast im Alleingang saniert. Allerdings wartet "Ben Hur" auch mit unfassbar großen Bauten, einer orchestralen Filmmusik und grandiosen Schauspielern auf. Ein Mammutwerk mit 222 Minuten Laufzeit, die auch noch wie im Fluge vergehen. Hochspannend, dramatisch, emotional und mitreißend. Hollywood, wie es heutzutage nicht mehr möglich ist. Auf der Höhe seiner Zeit, noch bereit immense Risiken einzugehen um etwas Nachhaltiges zu erschaffen. Vom ersten Moment an nimmt einen der Film mit auf eine Reise voller Gefahren, Verrat, Liebe und die Freundschaft zweier Männer, die umschlägt in Hass und Tod.

Charlton Heston in der Hauptrolle des Ben Hur und Stephen Boyd als sein römischer Freund Messala liefern beiderseits ein unfassbar dramatisches Schauspiel. Daber ist der Werdegang Ben Hurs ein steiniger Weg, der von Regisseur William Wyler in überlebensgroßen Bildern eingefangen wird. Sei es anfangs auf der Höhe seiner Macht als jüdischer Adeliger, das Leben auf römischen Galeeren als Sklave oder sein Aufstieg in Rom. Immer angetrieben vom Gedanken an Rache an dem Mann, der sein Leben und seine Familie zerstörte. Folgerichtig gipfelt das Geschehen in dem berühmten Pferderennen, das tatsächlich Maßstäbe setzt und zu Recht einen derart hohen Stellenwert besitzt. Das Rennen ist dermaßen fesselnd und somit perfekt inszeniert, dass es der Zuschauer vor Spannung kaum auf dem Sessel aushalten kann. Bedenkt man dabei, dass CGI damals noch nicht einmal vorstellbar war, wird diese gesamte Szenerie umso beeindruckender. Die Stuntmen geben buchstäblich alles, die Wagen stoßen zusammen, überschlagen sich und die Kamera fängt all das in aufreibenden Bildern ein. Nicht einmal moderne Blockbuster können ein Niveau aufweisen, welches Spannung, Dramatik und Gespür für große Bilder angeht. Gefährlich, echt und absolut mitreißend. Kein Wunder, dass die bekannteste Szene des Films durch einen vermeintlichen Unfall entstand, Regisseur William Wyler diese jedoch als überaus gelungen einschätzte und sogleich in die Endfassung übernahm.


Doch leider verpasst "Ben Hur" nun sein eigentliches Ende. Heißt das adaptierte Buch schon "A Tale Of A Christ" wird nun offensichtlich, wieso. Sind die christlichen Symbole, ja sogar Jesus selbst, bislang angenehm zurückhaltend eingeführt worden, so schlägt Wyler in den letzten 45 Minuten mit dem Holzhammer zu. Damit erschlägt er den Zuschauer beinahe mit der ganzen Pracht des Christentums, ertränkt die gesamte Dramatik im Auftrag des Missionars. Dies ist unheimlich schade, zieht es die zuvor zelebrierte Brillanz doch wieder unangenehm gen Boden.

Mit einem Schlag wird Ben Hur zur Nebenfigur degradiert, der Film widmet sich nun voll und ganz den letzten Momenten Jesu. Das erstaunt, vermochte "Ben Hur" seinen Ursprung aus christlichem Gedankengut doch famos zu verschleiern bzw. subtil mit einzubeziehen.
Nichtsdestotrotz hat "Ben Hur" zu recht seinen Status als epochales Mammutwerk der Filmgeschichte inne und unterhält bis kurz nach Ende des Wagenrennens unglaublich gut – bis William Wyler nun eben auf die Idee kommt, seine Zuschauer missionieren zu wollen.
Der Streifen ist ohne Zweifel ein monumentales Epos, das auch heute noch nichts von seiner Faszination eingebüßt hat, auch wenn der Schlussakt nicht ganz zum Rest passen möchte.

8,5/10

Noch in diesem Jahr kommt das Remake in die deutschen Kinos und man darf wohl sehr skeptisch angesichts des schon im Trailer angekündigten CGI-Spektakels werden.

Zum Fünfzigjährigen Jubiläum gibt es eine "Ultimate Collector's Edition" in perfekter HD-Qualität, liebevoll restauriert in einer tollen Box mit 3 Discs und somit allerhand Bonusmaterial, einem 128-seitiges Hardcoverbuch mit Charlton Hestons privatem Tagebuch der Dreharbeiten, ein 64-seitiges Fotobuch und die Stummfilmversion von 1925.

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