Montag, 20. April 2015

Reservoir Dogs - Wilde Hunde (1992)

http://www.imdb.com/title/tt0105236/

Acht Männer sitzen in einem Café, jeder kennt nur den Spitznamen des anderen: Mr. White (Harvey Keitel), Mr. Orange (Tim Roth), Mr. Blonde (Michael Madsen), Mr. Pink (Steve Buscemi), Mr. Blue (Edward Bunker), Mr. Brown (Quentin Tarantino) und Nice Guy Eddie (Chris Penn). Sie sprechen über Madonnas "Like a Virgin" und über den Sinn oder Unsinn von Trinkgeldern. Als sie das Café verlassen, sehen sie aus wie die Men in Black, schwarze Anzüge, Sonnenbrillen, zu allem entschlossen. Sie machen einen Überfall, doch der Job geht schief - die Polizei war anwesend. Und der Verdacht kommt auf, dass unter den sechs Gangstern ein Verräter weilt...

"Ich sag euch, worum es in "Like A Virgin" geht. Dieser Song handelt von einem Mädchen, das auf einen Kerl mit einem großen Schwanz scharf ist. Das Ganze ist eine Metapher über große Schwänze." - Mit diesem Zitat beginnt "Reservoir Dogs" und dieser Spruch sagt schon sehr viel über den Streifen. Herrlich trivial und doch scheinbar natürlich schreibt Tarantino seine Dialoge ja sowieso und das wird bereits hier, in seinem ersten großen Kinofilm, recht deutlich. Das Schöne an Tarantino´s Dialogen ist, dass sie so herrlich nebenbei ablaufen, wie ein wenig Smalltalk mit einem guten Kumpel.

"Hast du jemanden getötet?" - "Auch ein paar Bullen." - "Keine richtigen Menschen?" - "Nur Bullen."

Ein Standardtarantino eigentlich, der schon 1992 alles zusammenfasste, was den Regisseur heute ausmacht. Das Besondere an Tarantino´s Leinwand-Debüt - und was ihn auch von allen anderen Filmen dieses Regisseurs unterscheidet - ist die Einfachheit. "Reservoir Dogs" ist nämlich nicht sonderlich aufwendig gemacht, lebt aber von einem einfach brillantem Drehbuch und einer ebenso genialen Inszenierung. Es ist eine Art Kammerspiel mit nur wenigen Szenen außerhalb dieses einen besonderen Lagerhauses - und genau das ist es, was diesen Film so besonders und so spannend macht.


Die Erzählung findet nicht chronologisch statt und geht nur um die Tat an sich mit großen Schritten herum, ein Stilmittel, dass auch in seinen späteren Streifen immer wieder aufgegriffen wird. Tarantino liefert einen Film, dessen Handlung nur durch unser eigenes Denkvermögen sichtbar wird. Der Streifen handelt also gar nicht vom Höhepunkt, sondern von dem ganzen Drumherum. Ein weiteres Phänomen dieses Films ist der atemberaubend gute Soundtrack. Tarantino wählte Songs aus, die perfekt zu den Szenen passen und mit ihnen verschmelzen, es ist so, wie er gesagt hat, immer wenn man das Lied hört, denkt man an die dazugehörige Szene.

So auch mit dem Song "Stuck In The Middle With You" in der Ohrenszene oder mit "Little Green Bag" im Intro.Was bleibt sonst zu sagen über "Reservoir Dogs", außer dass die Schauspieler Buscemi, Keitel und Roth noch hervorzuheben sind, die ihre Charaktere wirklich unglaublich stark spielen?

"Endlich allein!" ...sagt Mr. Blonde kurz vor der berüchtigten Ohrenszene. -  Es ist auch Michael Madsen's extrem coole und eiskalte Darstellung des Psychopathen, zum anderen aber auch die Kameraführung und die damit eingefangene Stimmung. In dieser einen speziellen Szene lässt Tarantino den Blick vom Geschehen abweichen, so filmt er in der genannten Szene einen Durchgang statt der Tat. Generell lässt er den Zuschauer in seinem Streifen eher im Dunklen, so geht es die ganze Zeit um ein Verbrechen, dass man aber nie zu Gesicht bekommt. Dies lässt unglaublich viel Spielraum für die eigenen Gedanken und Vorstellungen.

Unterm Strich betrachtet ist Quentin Tarantino´s Erstling "Reservoir Dogs" ein absolut brillantes Debüt, dass in die Geschichte einging und den Beginn der Karriere eines der meiner Meinung nach größten Genies unserer Zeit darstellt. Trotz wenig Action glänzt "Reservoir Dogs" mit Spannung, einer gewissen kammerspielartigen Enge, roher Gewalt und einem starken, zum Mitwippen einladenden Soundtrack. Wer mit Tarantinos Stil zurecht kommt, der kann mit diesem Streifen nichts falsch machen und wird eine enorme Freude an kurzweiligen 95 Minuten haben.

9/10

Seit 2013 gibt es eine schöne Blu-ray-Sammlung zum Kult-Regisseur Quentin Tarantino. Ein wunderschönes DigiPak, genial gestaltet und mit goldenen Lettern versehen. Das Teil sollte tatsächlich in keiner Sammlung fehlen:


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