Samstag, 27. September 2014

Oldboy (2013)

http://www.imdb.com/title/tt1321511/

Rache ist süß: Joe Doucett (Josh Brolin) wacht eines Morgens auf und muss feststellen, dass es aus diesem Zimmer kein Entkommen gibt. Für 20 Jahre wird er dort gefangen gehalten. Die Begründung dafür kennt er nicht. Im Fernsehen muss er mit ansehen, wie darüber berichtet wird, dass seine Frau getötet wurde und er selbst als Tatverdächtiger gilt. Als Joe nach 20 Jahren plötzlich freigelassen wird, begibt er sich - inklusive Hammer - auf die Suche nach Antworten. Warum wurde ihm die Freiheit geraubt? Wer wollte ihn bestrafen? Und wer ist verantwortlich für den Tod seiner geliebten Frau? Joe will Rache für die Zeit in Gefangenschaft. Unterstützung erhält er von der jungen Sozialarbeiterin Marie (Elizabeth Olsen).

Remakes sind immer so eine Sache. Viele versuchen sie komplett zu ignorieren, manche gucken sie sich lediglich an um sie nachträglich verreißen zu können, manche sparen sich das Angucken und legen lieber sofort mit dem Verriss los. In vielen Fällen gebe ich Remakes eine Chance und versuche sie möglichst neutral zu sehen und zu bewerten.

Spike Lees Remake "Oldboy" hält sich vor allem anfangs eigentlich ganz passabel, verliert aber mit der Laufzeit etwas an Drive. Das liegt einerseits am stark kürzenden Schnitt des Films, andererseits aber auch daran, dass es dem Film an zwei Zutaten mangelt welche das Original so stark machten.

Zum einen die ikonischen Bilder, welche auch nach mehr als 10 Jahren immer noch gern als Avatare oder Wallpaper eingesetzt werden. Zu diesem Punkt zähle ich auch mal die komplette Bildsprache des Originals, wo nahezu jedes Bild einen Sinn hat. Egal ob offensichtlich oder versteckt. Man findet auch beim dritten oder vierten mal noch Sachen, bei denen man sich nicht immer sicher ist ob man sie gesehen hat oder einem vorher wirklich nicht aufgefallen sind. Das wird einem beim Remake mit absoluter Sicherheit nicht passieren, denn diese Ebene fehlt dem Film gänzlich.

Der zweite Punkt ist die Psychologie der Charaktere. Im Remake bleiben die Charaktere trotz teils sehr guten Schauspielern leider etwas blass und eindimensional. Ich vermute einfach mal, dass auch das an der stark gekürzten Laufzeit des Films liegt, War doch der Film ursprünglich auf eine Laufzeit von etwas um die dreieinhalb Stunden angekündigt worden. Das Ende passt dann zwar zum Film, aber es ist sowohl positiv als auch negativ. Das Mimenspiel von Min-sik Choi am absoluten Ende des Originals ist einfach nur legendär und der Inbegriff eines "offenen" Endes. Das Skript des Remakes will sich dem erst gar nicht stellen und verzichtet daher generell darauf den Zuschauer zum Nachdenken aufzufordern, sondern kopiert dieses Mimenspiel einfach - ohne den Sinn dahinter zu erkennen..

Josh Brolin in der Hauptrolle ist faszinierend: gerade am Anfang spielt er ein dermaßenes Arschloch, dass ich kaum ruhig bleiben konnte. Im Laufe der Zeit ändert er sich, zeigt andere Facetten, klasse gemacht. Auch die anderen Schauspieler, angefangen von Elizabeth Olsen oder Samuel L. Jackson (der spielt auch in jedem Film mit, oder?) bis hin zu Sharlto Copley machen einen richtig guten Job. Als klassischer, geradliniger Thriller funktioniert der 2013er "Oldboy" vor allem für Zuschauer, die das Original nicht kennen und oder sich vom asiatischen Kino lieber fern halten, die Remakes aufgeschlossen gegenüber stehen können und die vor allem - und ganz besondes hier - den vergleich nicht heranziehen wollen, auch wenn das schwer fällt.

Das Ende ist wie gesagt etwas unglücklich, die Geschichte verliert insgesamt sehr viel ihres Interpretationsspielraums und versucht stellenweise recht verkrampft leichte Kost zu sein. Das Original ist ganz großes Kino, das Remake hingegen "nur" ein guter Thriller. Mit dem Versuch die Neutralität im Vergleich zu wahren lasse ich mich hinreißen zu stolzen

7,5/10

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