Sonntag, 30. März 2014

[KINO FFFnights] Enemy (2013)

http://www.imdb.com/title/tt2316411/

Adam Bell (Jake Gyllenhaal) ist ein Geschichtslehrer, der von seinem Leben gelangweilt ist. Dies ändert sich schlagartig, als er eines Abends einen von seinem Kollegen vorgeschlagenen Film sieht: Einer der Darsteller sieht haargenau so aus wie er. Adam stellt Nachforschungen an. Ist dieser Anthony St. Claire vielleicht sein Zwillingsbruder? Seine Mutter (Isabella Rossellini) bestreitet dies. Als Adam schließlich den Kontakt zu Anthony aufnimmt, setzt dies Entwicklungen in Gang, die nicht nur ihrer beider Leben erschüttert, sondern auch das ihrer jeweiligen Freundinnen, Mary (Mélanie Laurent) bzw. Helen (Sarah Gadon)...

Wow, was für ein schwerer Film. Nicht im Sinne von erschreckend. Eher schwer zu durchschauen und noch schwerer zu verstehen. Ein bedrückender und gleichzeitig schöner Film, der einem den Blick ins Innere eines mit sich und seinem Leben zutiefst unzufriedenen Mannes gewährt, dessen wahrer Horror seine eigene Zerissenheit und vielleicht auch Sexualität ist. Komplex statt kompliziert, schwer greifbar und beinahe gänzlich unfassbar.

Jake Gyllenhaal überzeugt in seiner Doppelrolle vollauf. Doch auch seine schwangere Frau (Sarah Gadon) performt das Leiden einer Beziehung gekonnt, die im vermeintlich perfekt eingerichteten Leben und einer traumhaft schönen Wohnung nur so vor sich hin siecht. Mélanie Laurent, die man vielleicht noch als Shosanna in "Inglourious Basterds" kennt, ist eine ebenso perfekte Besetzung für die Rolle der Geliebten.

Die kaum wahrnehmbaren Längen des Films packen den Zuschauer durch seine eigene Neugier auf eine mögliche Auflösung aller Kafkaesk-konstruierten Symboliken und Stimmungen. Diese Spannung ist so unheilvoll wie elektrisierend und lässt einen wie gebannt auf die Leinwand starren und es nicht wagen zu blinzeln, aus Furcht, man könne etwas verpassen. Und dann ist da noch dieser durchgehend trist-gelbe Farbton, den Regisseur Denis Villeneuve benutzt und so für eine fesselnde Atmosphäre sorgt.

Doch klatscht es der Schluss schließlich nur zynisch-pessimistisch an die Leinwand: der Ekel und die Abscheu des Protagonisten vor seinem eigenen Leben sitzt zu tief - ein Entrinnen daraus bleibt Hoffnung, stellt sich mit seinem eigenen Film im Kopf wohl aber nicht ein. Der Zuschauer wird von jetzt auf gleich zurückgelassen, tief  versunken in seiner Gedankenwelt. Ein Film, der geradezu nach Zweitsichtung und definitiv Interpretationshilfe schreit - bei Whiskey und Zigarre.

8/10

CAPELIGHT PICTURES hat sich dem Film angenommen und dazu ein schickes Mediabook heraus gebracht. Das Highlight: der Film "Polytechnique" liegt als deutsche Erstveröffentlichung als BD in dieser Edition bei:

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