Dienstag, 19. März 2013

Barton Fink (1991)

http://www.imdb.com/title/tt0101410/

"Barton Fink" ist ein Film, an dessen Ende man selbst genauso wenig wie der Protagonist weiß. Man weiß nur, dass der Kopf voller Bilder ist, die so bald nicht mehr verschwinden werden. Das surrealistische Drama um den ambitionierten Jungschriftsteller Barton Fink, der sich als Drehbuchschreiber in den Mühlen von Hollywoods Studiosystem verliert, war nach "Miller´s Crossing" ein Jahr zuvor das zweite ganz große Werk der Coen-Brüder, den Meistern des filmischen Stilempfindens und der ergreifend mitleidlosen Charakterstudie. Barton Fink erscheint als eine Art Wiedergänger von Jack Torrance, dem von Jack Nicholson verkörperten Autor aus Stanley Kubricks "The Shining", allerdings nicht axtschwingend, sondern verkörpert von seinem Zimmernachbarn Charley. Außerdem ist der New Yorker Schreiberling nicht faktisch isoliert, sondern tatsächlich nur in seinem Kopf.

Viele Filme hat man bereits wieder vergessen, wenn der Abspann läuft. "Barton Fink" braucht man hingegen nur einmal gesehen zu haben, damit sich die surrealen Bilder und seltsamen Protagonisten für Jahre im Gedächtnis festsetzen. Etwa der Consierge (Steve Buscemi), der - nachdem die Glocke an der leeren Rezeption fast eine Ewigkeit nachhallt - aus einer Luke im Boden steigt. Oder der beinahe reglose alte Mann, der den Lift bedient und dabei ein rasselndes Atmen von sich gibt, oder der Kampf mit den fetten Tapeten, die sich in der Hitze von den Zimmerwänden ablösen, so dass es scheint, als würde das Hotel schmelzen. Am meisten bleibt jedoch Bartons Zimmernachbar im Gedächtnis hängen. John Goodman spielt hier die Rolle seines Lebens. Die Mischung aus Kumpeltyp, schwitzigem Vertreter und Psychopathen ist unübertroffen. Und schließlich gibt es auch noch den folgenschwersten Mückenstich der Filmgeschichte sowie ein Inferno, das die meisten anderen Filmemacher - und hätten sie zehn Mal so viel Kerosin zur Verfügung - niemals so höllisch hinkriegen würden. Und wo Coen drauf steht ist auch Coen drin. Man weiß irgendwie auf was man sich einlässt, auch wenn man man anfangs noch denkt "Was ist das denn?" Aber schließlich steckt der Kopf in einer Schachtel. Und eigentlich weiß niemand so genau, was in der Schachtel ist. Mit Ausnahme einiger Filme von David Lynch hat postmodernes Rätselkino nie so großartig funktioniert wie in diesem Meisterwerk der Coen-Brüder.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Warner bros.

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